Verstandesdenken

Verstandesdenken ist das Denken des Alltags. Wir nehmen ständig alles Mögliche auf und denken darüber nach und unser Verstand bildet daraus eine Weltsicht oder irgendeine Theorie, die uns in dem Zusammenhang plausibel erscheint. Natürlich entstehen auf diese Weise die unterschiedlichsten Meinungen, Vorstellungen und Weltsichten bei uns Menschen. Jeder nach seiner Facon könnte man sagen.

Die Schlagzahl der Informationen die ein Mensch heutzutage täglich aufnimmt ist so enorm hoch, dass sich Laotse das seinerzeit nicht vorstellen hätte können.  Gedanken schwächen den Geist dieser Meinung war er vor 2600 Jahren aber schon. In diesem Zitat steckt viel Weisheit drin, die sich uns Menschen erst nach genauerem darüber nachdenken erschließt.

andere Zeiten – andere Gedanken

Der Mensch wird in seinem Denken konditioniert von den vorherrschenden Gedanken und Informationen der Zeitspanne in der er lebt. So gab es zum Beispiel vor gut 1000 Jahren mal den Minnegesang. Minne war die Verehrung von meist hochgestellten adeligen Damen, die der Minnesänger mit seinem ritualisierten Gesang auf diese Weise verehrte. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts verschwand dieser Brauch und Menschen, die in den darauffolgenden Jahrhunderten in die mitteleuropäische Welt geboren wurden dachten nicht mit einem Gedanken während ihres gesamten Lebens an diesen Minnegesang, ihr Verstandesdenken war ein völlig anderes.

Nehmen wir die Zeiten Goethes; obwohl die deutsche Dichtkunst und auch andere Dinge schon in Hochform waren in unserem deutschen Sprachraum, dachte kein Mensch über Hubschrauber nach. Wie auch, der erste flugfähige Hubschrauber hob erst 1907 dreißig Zentimeter vom Boden ab und blieb sage schreibe einige Sekunden in der Luft. Zu Zeiten Goethes waren also andere Gedanken und Informationen vorherrschend, die die Menschen konditioniert und beschäftigt haben, das Verstandesdenken war ein anderes als zu Zeiten der Minnesänger.

definiertes denken

HumanDesign ist aus meiner Sicht das weltweit einzige System, dass das Malheur mit dem Denken und dem mentalen Dilemma, in dem sich viele Menschen befinden, schlüssig darlegt und eine Methode an die Hand gibt, wie man das ändern kann. Bei HumanDesign wird unterschieden zwischen einem definierten Verstandeszentrum und einem offenen Verstandeszentrum.

Menschen mit einem definierten Verstandeszentrum betrachten die Dinge immer von ein und demselben Standpunkt aus. Es geht nicht anders, als festgelegt und folgerichtig zu denken, um persönlich auf die entsprechenden Ergebnisse zu kommen. Was nicht logisch erklärbar ist, kann nicht richtig sein. Das Verstandesdenken im Alltag wird bei einem Menschen mit definiertem Verstandeszentrum völlig anders sein, als bei jemanden mit einem offenen Zentrum. Es geht um Fakten um Nachvollziehbarkeit, um Folgerichtigkeit… nur kann es eben auch noch etwas anderes geben, eine andere Ebene des Begreifens, nur das wird der definierte Verstand als Unsinn und unbrauchbare Aussage abtun.

Wie sollte wohl ein Kunstwerk, ein Gemälde oder eine Skulptur in seiner gesamten Großartigkeit logisch erklärbar sein?

Sollte es bei Ihnen, selbst wenn sie nachts im Bett liegen und eigentlich saumüde sind im Oberstübchen immer noch hoch hergehen und würden Sie sich am liebsten einen kalten Wickel um den Kopf binden, um endlich Abkühlung und Stille für Ihre Gedankenschleuder zu bekommen, dann kann es sein, dass Sie ein definiertes Verstandeszentrum haben.

offenes denken

Zeigt die Körpergrafik von HumanDesign ein offenes Verstandeszentrum bei einem Menschen, dann sind die Gedanken, die Überlegungen, die Bewertungen und die Vergleiche, die mit diesem Zentrum im Zusammenhang stehen offen, diese Prozesse sind nicht festgelegt. Die Art des Denkens ist offen, nicht festgelegt. Die Inhalte, die Themen mit denen wir uns befassen sind jedoch konditioniert von unserem Umfeld. Denn richtig befassen und darüber nachdenken werden heute wohl die wenigsten Menschen sich mit Minnegesang oder mit der Frage, wie bringe ich einen Hubschrauber zum Fliegen. Diese Zeiten sind vorbei, wobei natürlich die Möglichkeit besteht mit seinen Gedanken dorthin zurück zu kehren und zum Beispiel eine Abhandlung über Minnegesang zu lesen oder sich im Internet über den ersten Hubschrauberflugversuch zu belustigen.  Für das Verstandesdenken im Alltag ist das allerdings völlig belanglos.

Betrachten wir die Konditionierung wie Daten, die aus dem kollektiven Feld auf uns einströmen. Hat jemand ein offenes Verstandeszentrum und wird ihm dieser Vorgang bewusst, kann er natürlich den Datenstrom umleiten, die Daten ändern und dadurch letztendlich den Standpunkt und seine „Denkergebnisse“ neu betrachten. Mit einem offenen Verstandeszentrum ist denken nicht ein festgelegter Teil der Identität dieses Menschen.

Gedankenschatz

Gedanken sind nicht dazu geeignet unsere persönlichen Entscheidungen im Leben zu leiten. Sie sind dazu geeignet unsere persönlich getroffenen Entscheidungen durch zu denken und zu strukturieren und dazu beizutragen diese Entscheidungen umzusetzen. Jemand trifft die Entscheidung ein Jahr im Ausland zu leben. Prima! Jetzt kommt der Verstand ins Spiel…

Welche Vorkehrungen müssen getroffen werden? Braucht man ein Visum, um in dieses Land reisen zu können und wie lange ist es gültig? Wie findet man eine Wohnung und wie teuer ist Wohnraum? Auf welche landesüblichen Formalitäten muss ich mich einstellen? Wie sind meine finanziellen Mittel während dieser Zeit? In welcher Reihenfolge muss ich all diese Dinge klären? Es gibt hunderter solcher Aufgabe für den emsigen Verstand in die Wege zu leiten, mit Menschen zu sprechen, zu telefonieren, sich zu vernetzen.

Anderes Bespiel, ein Maler bekommt einen Auftrag zur Neugestaltung eines Wohnzimmers. Der Verstand des Malers jubelt, darf er doch wesentliches dazu beitragen, dass die Arbeit gelingt. Er ist behilflich beim Abmessen der Räumlichkeit, er betrachtet sich den Raum eingehend und holt sich die Einzelheiten vor das geistige Auge. Er entwirft schon mal ein Bild von der Veränderung, die hier vorgenommen werden soll. Farbe, Wandgestaltung und sogar eine Neuordnung der Möbel sieht der Verstand ganz deutlich vor sich, obwohl die Realität noch völlig anders ausschaut. Zu all dem ist unser Verstand im Stande, dafür ist unser Gedankenschatz zuständig, das liebt er, dort liegt seine Kernkompetenz.

Treffen wir also Entscheidungen im Leben und beauftragen unseren Verstand mit seinem Verstandesdenken im Alltag dazu beizutragen, alles in die Wege zu leiten, vorzubereiten und zu strukturieren, stimmt die Reihenfolge. Wer allerdings glaubt, rein mental, aufgrund seiner Gedankenkraft sein Schicksal beeinflussen zu können, der irrt.

Der Mensch denkt und Gott lenkt oder

»Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders.« (Homer, Illias)

 

Brigitte Berchtold

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