Halloween oder gleich Samhain?

Die Verkaufsmaschinerie läuft auf Hochtouren! So schrieb ich noch in meinen Halloween vs. Samhain Blogbeitrag letztes Jahr um die Zeit. Dieses Jahr gibt es wieder ein verlängertes Wochenende und die Sonne scheint auch noch dazu auf die herbstliche Landschaft. Der Plastikkram rund um das Thema Kürbis und Horror wird heuer eventuell in den Regalen als Ladenhüter bleiben, denn im Vorfeld gab es einige Ereignisse, die den Kaufrausch in dem Zusammenhang trüben könnten.

Schauen wir zurück, stellen wir fest, dieser Hype ist bei uns in Deutschland erst die letzten 10 Jahre so massiv geworden. Von Nordamerika in den 80iger Jahren ausgehend, wurde für die Nacht auf den 01. November ein neuer Trend etabliert, der zu unserem Kulturkreis nicht wirklich gehört. Halloween – der blanke Horror. Und alle machen mit!

War es in der guten alten Zeit, die eigentlich gar nicht so lange zurückliegt, noch das hausbackene, langweilige Friedhofsfest Allerheiligen, nebst lästigem Tanzverbot, ist die Nacht vom 31.10. auf den 01.11. in letzter Zeit immer mehr zu einem Pseudoereignis namens Halloween mutiert. Ganz wie es uns auferlegt wurde, vom großen Bruder Amerika und (fast) alle machen mit.

Hallo-Ween

Meine persönlichen neuronalen Verschaltungen sind längst  so eingestellt,  dass mir bei dem Wort Hallo-ween immer nur ganz spontan Hallo-salzburg einfällt.

Als dieser Hype um Halloween in deutschen Landen noch völlig unbekannt war, hatte ich bereits 1986 am Flughafen von Los Angelos meine erste Begegnung damit. Dazu weiter unten gleich mehr!

Halloween gibt es im deutschen Sprachgebrauch nicht, ich denke, dass wissen die meisten jungen Menschen gar nicht, sie machen sich auch keinen “Kopf” deswegen. Hauptsache Party  und richtig abfeiern!

Das Wort Halloween ist aus dem Begriff All Hallows’ Eve entstanden. Dieses Brauchtum war ursprünglich in Irland verbreitet und die irischen Einwanderer pflegten ihre Bräuche auch im fernen Amerika und brachten es über den Atlantik.  Der Ursprung des Festes sind keltische Bräuche.

In den ersten Jahrhunderten der christlichen Epoche gab es eine derartig steigende Zahl von Heiligen, dass es nicht mehr möglich war, jedem Heiligen an einem besonderen Tag zu gedenken und so fasste man kurzerhand alle zusammen auf einen gemeinsamen Nenner. Die katholische Kirche suchte sich innerhalb des Jahreskreises dafür ausgerechnet den Tag aus, an dem die keltische Tradition ihr Fest der Ahnen, Samhain feierte.  Alles reiner Zufall!

Im unserem deutschsprachigen Raum benötigte Allerheiligen immer Backwerk. Im süddeutschen Sprachraum, sowie in Teilen Österreichs gab es zu diesem Anlass das sogenannte Allerheiligenstriezel, ein mit Hagelzucker bestreuter Hefezopf.

Ohne Plastik geht es nicht

Die neue nordamerikanische Version, bietet heutzutage eine Fülle von kommerziellen Schnick-Schnack an. Wer Kinder hat,  ist wahrscheinlich auch schon mit allerlei Plastikkram konfrontiert worden, der die Verbrauchermärkte derzeit überflutet. Plastikgebisse, Plastikspinnen, Plastikkürbisse, Plastikmasken, Plastikhaare,  und vieles mehr.  Billigst zusammen geschneiderte Halloween-Kostüme selbstverständlich aus Plastikfasern gibt es nicht nur für Kinder und Erwachsene, sondern auch bereits für Hunde.

Halloween ist die verrückteste Zeit des Jahres, während der man der Langeweile des Alltags entfliehen und sich in eine Vielzahl von ausgefallenen Charakteren oder übernatürlichen Wesen verwandeln kann. Besonders unter jungen Leuten hat das Kürbisfest dem bisher üblichen Karneval fast den Rang abgelaufen… behauptet ein einschlägiger Online-Shop.

Selbst wenn eine Familie ihre Kinder sehr bodenständig und vernünftig erzieht, ist es eine pädagogische Meisterleistung, Kinder von diesen Plastikmüllbergen fernzuhalten und nichts davon in den Einkaufswagen zu legen. Gehen also Mütter oder Väter nach Feierabend vom Alltag bereits leicht gestresst,  mit ihren Sprösslingen noch schnell zum Einkaufen, kann es schon mal zu eklatanten Szenen im Supermarkt kommen. Gott-sei-Dank gibt es heutzutage ja schon effiziente Stressbewältigungsmethoden, um wieder im seine Mitte zu kommen.

Die Entwicklung

Nachdem ich die Entwicklung des Ereignisses Halloween über die Jahre hinweg live miterleben dürfte und mich immer dagegen gewehrt habe, einen derartigen Hype zu unterstützen, denke ich oft an meine erste Landung Ende Oktober 1986 am Flughafen von Los Angelos zurück. Eine größere Fläche innerhalb des Flughafens war dekoriert mit einen Tisch und 12 Skeletten, die um diesen Tisch saßen Fledermäuse, Spinnen und sonstiges gruseliges Zeug lag überall umher und ich stand fassungslos davor und fragte mich, was es damit wohl auf sich hat, hier so einen derartigen Nippes herum zu stellen. Damals dachte ich ganz spontan an die Worte meiner Oma, die gebetsmühlenartig wiederholte, dass alles was die Amis haben,  zu uns rüber kommt.

Erst nach einiger Zeit, als ich einen Bekannten fragte, der seit langem in Nordamerika lebte, wurde mir der Zusammenhang erklärt und auch das Wort Halloween hörte ich damals zum ersten Mal. Ich war damals fassungs- und sprachlos, wobei Letzteres eher selten vorkommt.

Samhain

Heutzutage meinen viele Menschen, besonders die jüngeren unter uns, es hätte noch nie etwas anderes gegeben in dieser Nacht vom 31.10. auf den 01.11.. Egal welches Knöpflein man drückt an seinem Smartphone oder seinem iPad, es geht um Halloween, um ein sicher ganz deutsches Ereignis, dem man sich einfach nicht entziehen kann – sonst wäre man ja „out“ , eine Spaßbremse oder gar altmodisch und wer will das schon.

Nachdem das Traditionelle an vielen Ecken und Enden wieder in den Vordergrund drängt, kann es aber eine gute Idee sein, dieses Jahr sein Augenmerk eher auf das keltische Jahreskreisfest Samhain zu werfen, das ebenfalls zu diesem Termin gefeiert wird.

Auch die Kelten haben sich seinerzeit verkleidet, damit sie von den umherstreifenden Dämonen, die in dieser Nacht aktiv sind, nicht erkannt werden. Selbstverständlich gab es auch Opfergaben für diese Dämonen, um sie gnädig zu stimmen (daraus wurde dann „Süßes oder Saures“ im Zusammenhang mit Halloween) und es war ein Totenfest für die Kelten. Zum einen verbanden sie sich mit dem Geist ihrer Ahnen und baten sie, ihnen Glück und Schutz zu schicken, zum anderen verabschiedeten sie sich von der Natur mit ihren Gaben, welche erst wieder nach der dunklen Jahreszeit für sie zur Verfügung standen. Die Naturvölker aus früheren Zeiten waren ja von diesem Kreislauf der Jahreszeiten und dem Wachstum der Natur komplett abhängig und sahen es als Grundlage für ihr gesamtes Leben an.

Auf alle Fälle rentiert es sich, wie in vielen Bereichen, sich weiterführende Gedanken zu machen.

Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenschaften ihres Geistes und ihrer Sprache nimmt.

Immanuel Kant (1724-1804)

Brigitte Berchtold

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