Burnout eines jungen Mannes

Wie ich auf Enrico gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr so genau. In den Weiten der virtuellen Welt war er nach einem spontanen “Klick” auf einmal in meiner Welt. Ich las seine Blog-Beiträge und war damit mitten drin in seiner Welt. Spontan schrieb ich ihn an; Burnout ist auch eines meiner Themen, Burnout ist hochaktuell und Burnout wird noch ganz andere Sphären erreichen, werden die Symptome weiterhin nur verdrängt, gedeckelt und nicht einer Lösung zugeführt.

Wer will schon sein Leben lang die Aufgaben ausführen, die sich andere haben einfallen lassen?

Lesen Sie selbst, wie es Enrico mit dieser Einsicht ergeht…

DER ANFANG VOM ENDE

Wenn ich mich so zurück erinnere, arbeite ich seit meinem 18. Lebensjahr immer in Jobs mit verantwortungsvollen Positionen. Meine Bundesheerzeit rechne ich hier auch bereits dazu, da ich als Schreiber im Büro bereits viele Bereiche über hatte, die meine vollste Energie erforderten. Sicher, es war der Präsenzdienst wie man ihn in Österreich nennt, und viele schieben hier ihren Lenz. Aber wenn ich mich an damals erinnere, fällt mir auf, dass ich mich schon mit 17 immer um alles kümmern wollte, keine Fehler passieren durften, besonders mir nicht.

Vielleicht war das auch der Grund, dass ich mich ohne Weiteres für weitere 3 Monate verpflichten habe können. Zur zeitlichen Überbrückung bis ich meinen Tonstudiokurs beginnen konnte, kam mir das gerade recht, arbeitete aber auch oft bis nach 18 Uhr für den Dienstführenden. Man gedenke, Dienstbeginn beim Bundesheer ist 07.30 Uhr mit einer Stunde Mittagspause. Ich schrieb Befehle, Dienstpläne, Anweisungen, plante div. Einsätze mit und war immer für alles bereit zu erledigen.

Nach meinem Tonstudiokurs ging es von Wien wieder zurück in meine Heimatstadt Linz und war prompt wieder in einem Büro. Steckte mir im Bereich der Veranstaltungsorganisation noch höhere Ziele und hing oft weitere Stunden dran als beim Dienst im Bundesheer. 2 Uhr morgens konnte es da locker werden. Sicher, es machte Spaß, es war meine Musik und hier gibt man in jungen Jahren oft lieber seine Energie her, als mit über 30 in einem Job der einen nicht gefällt.

So ging es in jedem meiner Jobs weiter. Nur 3 Monate in meinem Leben hatte ich einen Job, wo ich nur am Fließband saß und stupid tagelang das Gleiche machte. Machte sicher keinen Spaß, aber wenn ich jetzt zurück denke, ohne Verantwortung. Ohne einem Zeitdruck im Nacken, ohne einem Konzern der von oben herab nur fordert und ohne diversen grantigen Kunden die einem das Leben wirklich schwer machen können.

WOCHENENDE

Seit vielen Jahren sehne ich mich bereits am Dienstag nach dem Wochenende. Nach 1-2 Tagen voller Freiheit und Privatleben. Wer kennt es nicht auch, das Gefühl am Donnerstag oder Freitag wenn sich die berühmten 2 Tage nähern – endlich Weekend!?

Die ständige Sehnsucht nach dem Wochenende ist der selbe ewige Trott dem wir uns ungewollt hingeben, wie das ungewollte Dasein für andere in einem Dienstleistungsjob.

Sicher kann ein Job mit Kundenbetreuung schön und aufregend sein, aber wenn man 80% nur deren schlechte Laune spüren darf und das täglich, dann ist diese Sehnsucht nach diesem Wochenende immer größer und verständlicher.

Ich denke das kennen wohl viele. Genau deswegen sollte man erstens das “verdiente” Wochenende in vollen Zügen genießen und die Jobwelt, Jobwelt sein lassen.

Aber was heisst das: verdiente Wochenende? Ist das die Goodwill-Aktion unseres ewigen Hamsterrads? Ein kleines Zuckerl: “jetzt warst aber brav, bekommst 2 Tage geschenkt”! So als befinde man sich im Gefängnis und man bekommt 2 Tage Freigang.

Aber vielen, und so gehts auch mir, spüren bereits am Sonntag Morgen diesen wiederkehrenden Druck im Nacken: Morgen ist wieder Montag. Aber was heißt das? Entweder man ist nicht glücklich im Job und sollte sich etwas anderes suchen (oft leichter gesagt als getan), oder der Drang des FREISEIN wächst von Wochenende zu Wochenende.

GUMMIBAND

Wie auf meinem Blog bereits beschrieben, stecke ich in einem Kreislauf fest, wie wohl vielleicht jeder von uns. Tag ein, Tag aus der selbe Trott. Von den 24 Stunden des Tages gehören einem selbst weniger als 4 Stunden (Die Nachtruhe rechne ich hier mal nicht mit). Vor Allem nicht, wenn man nachts erwacht und vor lauter Gedanken an den täglichen Arbeitstrott und Dinge die einen beschäftigen nicht mehr schlafen lässt. Die restlichen 20 oder weniger als 20 Stunden unseres täglichen, kostbaren Lebens verschenke ich. Diese wiederkehrende

Wiederholung raubt mir oft meine Lebensenergie und zieht nicht nur an den Nerven, sondern zerrt auch an meiner Gesundheit und der Stimmung, und oft spiegelt es sich im Umgang mit Anderen wider.

Das Gummiband unseres Lebens spannt und entspannt sich natürlich, oft gibt es sehr gute, abermals sehr schlechte Situationen mit denen wir klar kommen müssen. Ich selbst bin immer schon eher derjenige gewesen, der sich von schlechteren Situationen hat leiten lassen, anstatt mal STOP zu sagen um etwas zu ändern. Mache ich so weiter wie bisher – überdehne ich dieses Gummiband und es reisst.

Deswegen ist es nun an der Zeit, Dinge zu ändern, bevor ich irgendwann im hohen Alter im Sterbebett liege und auf so ein Leben zurück blicke. Ich will nicht sagen müssen, ach hätte ich vieles anders gemacht, ach hätte ich mich mehr von diesem Trott, von diesem Hamsterrad wegzerren lassen.

Ich will, und keine Waschtrommel des Lebens die sich immer gleich dreht kann das ändern, sagen können, dass ich alles mögliche versucht habe, dass es mir besser…..GUT erging!

Dieser Drang nach draußen, den ich beim Laufsport, beim Bergwandern oder auch beim Reisen spüre, ist diese Wegzerrung welche ich von Tag und Tag mehr in mir spüre. Wie ein Ruf der Wildnis, der immer lauter wird und alles um mich verstummen lässt. Bücher wie “Into the Wild” zeigten mir, dass es auch noch ein anderes Leben da draußen geben kann. Chris, der sich selbst Alex Supertramp nannte, schlug zwar einen etwas sehr krassen Weg ein wie ich finde, aber er war damals schon der Zeit voraus – allen materiellen Gütern „lebe wohl“ zu sagen (sicher, es gab da noch diesen Franz von Assisi, aber lassen wir mal die Religion beiseite).

Diese “Geiz ist Geil”-Gesellschaft in der wir leben, uns immer von diversen Werbungen zu bombardieren lassen, kann auf Dauer nicht gut gehen. Wie jedes Jahr ein neues Smartphone; immer etwas kaufen zu müssen um sich etwa ein kleines Stück Glück oder Genugtuung zu ergattern, ist wie eine Sucht der ich einfach nicht mehr nachgehen will und kann.

Es zerrt mich weg von dieser Konsumwelt und vor allem den Menschen die noch grantiger werden, wenn ihre Sucht nicht gestillt wird.

Die Welt geht unter, wenn der Fernseher ausfällt, wenn das Smartphone nicht das macht was es soll, wenn gekaufte Dinge nicht so sind wie es die Werbung suggestiert, etc. Braucht man das? Warum lässt man sich so leiten und verleiten? Oder braucht der Mensch immer etwas was er anbeten kann? Sei es ein neues Auto, das neue iPhone/Android, die neue Smartwatch….

Letztens erzählte mir jemand, er hätte alle Samsung Galaxy S Modelle bis zum letzten S6 Edge. Jedes Jahr ein neues gekauft? Weil das Vorgängermodell defekt sei, fragte ich? Nein, weil es ein neues gab. Ja und kann das neue mehr als das andere?….Nein, aber….

Das Neue ist immer besser.

Ich brauche das nicht mehr. Ich brauche mehr vom Leben, mehr Freiheit, mehr Ich und weniger Druck von anderen oder von einer Welt die einem vorschreibt wie man sein soll und wie man sich zu verhalten hat. Diese Wegzerrung von diesem Hamsterrad, dem ewigen Trott Tag ein, Tag aus will ich hier manifestieren, dass es auch andere Möglichkeiten und weitaus schönere Dinge im Leben gibt, als sich von Dingen und Menschen vorschreiben zu lassen wie sich die Welt zu drehen hat.

AUSMISTEN

Was sich so alles ansammelt im Leben ist schon wirklich erstaunlich. Kistenweise Elektronikzeugs, eine Menge an Ordner aus meiner EDV Zeit also Microsoft-Techniker und anderen Krimskrams aus vergangenen Tagen. Von diversen VIP Bändern aus meiner DJ Zeit oder einer Unmenge an CD´s die doch schon längst ins iTunes gerippt wurden. Zu oft nahm ich mir es vor, endlich mal mein Leben zu ordnen bzw. was sich rundherum angesammelt hat und nicht mehr benötigt wird los zu werden, aber wie so oft findet man immer eine Ausrede. Keine Zeit, es freut einen nicht, und wenn man mal kurz davor steht: …man könnte dies und jenes ja noch gebrauchen.

An einem Wochenende wurde es aber nun Zeit und ich konnte mich nicht nur von vielen, sondern von fast allen Dingen die seit Jahren nur rumstanden trennen. Ist es, weil ich in mir eine Lebensveränderung spüre die in mir hochsteigt, oder weil es doch alter Müll ist? Ich weiß es nicht. Vielleicht etwas von beiden.

Etwas mehr Genügsamkeit im Leben schadet echt nicht, denn nur so lernt man die Dinge die man wirklich braucht zu schätzen und tauscht sie nicht gleich wieder gegen etwas neues ein, nur um zB. dem Kaufrausch nach zu gehen.

Der Ballast ist nun weg, und das Anhängsel einer lang vergangen Epoche meines Lebens hab ich nun verabschiedet und hat Platz für neues geschaffen. Somit war es nicht nur ein Ausmisten von alten gesammelten Dingen, sondern auch ein emotionales Aufräumen.

Es kleines Stück Freiheit tat sich auf und das tat gut – sehr sogar!

BURNOUT – ICH?

Montag Morgen war es soweit. Die letzte Nacht habe ich kaum geschlafen, und falls ich mal eingeschlafen bin, träumte ich wieder vom Arbeitsalltag, vom Druck alles erledigen zu müssen, etc. Immer wieder bin ich aufgewacht und gegen 06 Uhr war es dann vorbei mit einer gewünschten erholsamen Nacht. Der Wecker klingelte. So kann es nicht mehr weitergehen, dachte ich mir, stand auf und da war es wieder: Mir war schwindlig, antriebslos und übel. Ich muss zum Arzt.

Eine halbe Stunde zu früh dran, wurde ich von den Sprechstundendamen wieder weggeschickt und holte mir erstmal einen Cafe togo. Und dabei fühlte ich mich so elend und hätte auf der Stelle losheulen können. Der Aspekt, noch warten zu müssen und wieder von jemand anderen weggeschickt zu werden bzw. bestimmt zu werden, war mir dann zuviel.

Zum Glück war ich dann der erste Patient und wurde gleich um halb acht Uhr Morgens von meiner Hausärztin empfangen. Seit Wochen bin ich früh Morgens unausgeschlafen, tagsüber antriebslos und spät Abends nach der Arbeit total fertig vom Tag. Mein Hobby das Laufen geh ich schon seit über 3 Wochen nicht mehr nach und frag´ mich schön langsam, welchen Wert so ein Hamsterrad-ähnliches Leben hat!? Das kurzweilige Pfeifen in den Ohren merkte ich kaum noch, aber es war mein täglicher Begleiter. Oft erwischte ich mich selbst dabei, wie ich dastand, dabei kurzzeitig der Kopf komplett leer war und nach 2 Schritten nicht mal mehr wusste, was ich gerade tun wollte.

Über “Burnout” hab ich schon so einiges gehört oder gelesen, aber wenn man seinem Leben nur noch einen Sinn gibt um nicht für sich selbst sondern für andere zu arbeiten, und sein Privatleben dafür exzessiv vernachlässigt, ohne dass es einem selbst auffällt…Burnout… jetzt also ich?

Ich dachte nie daran, hörte auch nicht auf meinen Körper, der schon sehr sehr lange seine Warnsignale fast schreiend von sich gab. Und nun sagte meine Ärztin zu mir, dass das alles typische Symptome sind und gab mir eine Woche Auszeit. Zwei Ampullen Blut wurden mir noch abgenommen und ich soll am Freitag nochmal zu ihr zwecks Laborergebnisse.

Zeitweise hört man aus Erzählungen, dass jemand wegen Burnout im Krankenstand ist, seinem Beruf nicht mehr nachgehen kann oder sogar gekündigt hat. Man liest viel darüber, vergleicht aber nie seine eigene Situation. Es ist zwar hart, aber ich vergleiche es wie mit einer Krebsdiagnose. Man will es nicht wahr haben. Es kann einen nicht treffen. Bis man vom Arzt dies bestätigt bekommt, wenn man ihm seine Symptome erklärt hat.

Also hat es mich auch erwischt, wollte es nie wahr haben, aber es war abzusehen. Gleichzeitig fühlte ich mich ja bereits wie im ewigen Hamsterrad und meine Gedanken in meinem Blog beschrieben spiegeln sich ja überall wider.

Nun ist der Punkt gekommen, die Weggabelung an der ich mich entscheiden muss. Gehe ich nach rechts und mache weiter wie bisher, quäle meinen Körper und Geist wie gehabt, oder gehe ich nach links und beginne nun endlich ein paar Dinge zu ändern. Arbeitszeitverkürzung oder doch ein anderer Job auf Halbtagsbasis? Am wichtigsten wäre auf jeden Fall mehr vom eigenen Leben zu haben und meine Lebenszeit wieder mehr MIR anstatt anderen zu widmen. In mir schlummert zwar der Gedanke, dass sich etwas ändern muss, nur wird dies alles noch seine Zeit brauchen, bis ich es selbst kapiere: “Dreh´ den Spieß jetzt endlich um!!”

Hätte ich nicht diese Reisesucht, diese Wanderlust und den Drang laufen zu gehen, wäre ich zumindest nicht da, wo ich mich jetzt bereits befinde.

NO WAY BACK

Freitag, der letzte Tag meiner kleinen Auszeit und der Möglichkeit zu entscheiden, welchen Weg ich in Zukunft gehen will. Ich konnte über vieles nachdenken, versuchte aber auch meinen Kopf damit nicht extrem zu belasten, um nicht deswegen auch noch schlaflose Nächte zu bekommen. Ganz so easy war es zwar nicht, aber ich habe es versucht, mehr auf mein Herz zu hören, und nicht immer auf diese “vernünftige” Stimme im Kopf: “Bleib ein Teil dieser Matrix”. Ein Teil dieses Hamsterrads, welches mir nur wenige Stunden am Tag für mich selbst bereit hält. Diese Work-Life-Balance wie sie oft beschrieben wird, ist wenn ich es genauer betrachte, eine glatte Lüge. Viele Blogs schreiben darüber, und sie alle haben sicher recht. Meiner Meinung nach, und mein Kopf kapiert es von Tag zu Tag mehr, ist es wichtiger mein Leben so zu genießen, dass ich mir selbst eine Balance schaffe, die mir gut tut. Und nicht einer Firma, einem Boss oder anderen Arbeitskollegen. Natürlich gibt es Jobs, in denen wir uns wohlfühlen können, das berühmte gute Arbeitsklima, welches einen jeden Tag gut tut, Morgens aufzustehen und daran teil zu haben.

Sicher habe ich das auch in meinen früheren Jobs gehabt, aber zu selten um sagen zu können, das ist mein Weg, den ich in Zukunft auch weiter beschreiten möchte. Zu Beginn dieser Woche war ich ratlos, ziellos, wusste nicht wie es weitergehen soll mit mir und ob ich einen Weg beschreiten soll und darf, der mich, wenn nicht komplett, aber etwas mehr aus dem ewigen Trott und dem Hamsterrad (glaube ich kaufe mir demnächst eines, um mich immer daran zu erinnern, dass es auch anders geht*g*) befreit.

Mein Kopf war noch nicht bereit, gefühlsmäßig aber wohl immer auf der Suche, nach einem kleinen Stück des FREISEINS!

TICK TACK

Wochen später stecke ich wieder im Hamsterrad. Tag ein, Tag aus ging der tägliche Stress von 8 Uhr Morgens bis oft nach 18 Uhr Abends weiter, aber dabei bleibt es ja nie. Immer nehme ich gedanklich die Arbeit mit nach Hause, träume davon und schlafe wieder nur noch unruhig. Warum suche ich mir immer Jobs aus, die mir jedes mal große Verantwortung abverlangt und mich jeden Tag diesen Druck aussetze, und das auch noch freiwillig? Steht es mir dann eigentlich zu, zu jammern?

Reiseblogs, Webseiten die über die Freiheit sprechen und Träume die man liest, verleiten mich immer wieder den Versuch des Ausbrechens vielleicht doch wahr werden zu lassen. Aber wenn in mir nicht etwas Sehnsucht nach Freiheit schlummern würde, könnte mich auch keiner dazu verleiten. Ich habe schon viele tolle Persönlichkeiten kennen gelernt, die mit ihren eigenen Blogs viel von ihren Träumen und auch gelebten Träumen schreiben, es einfach tun. Dessen Arschtritt würde ich oft nur zu gut brauchen…

Seit Wochen sitzt es in meinem Nacken, endlich wieder den Laptop zu öffnen und zu schreiben, doch Abends bin ich immer so leer gesaugt, dass ich mich einfach nicht aufraffen kann. Und am Wochenende versuche ich jede nur erdenkliche freie Minute mit dem zu füllen, was mir unter der Woche so fehlt. Familie und das draußen sein. Zum Glück hatten wir jetzt ein paar schöne Wochenenden, die man draußen verbringen konnte, meine Sommerbräune beweist es!

Mein Baby, mein Blog, litt darunter aber sehr.

IST DER ZUG ABGEFAHREN?

Heute sitze ich im Zug nach Wien. Es müssen etwa 15 Jahre her sein, als ich das letzte Mal im Zug Richtung Wien saß, aber der Ausblick aus dem Fenster kommt mir immer noch sehr vertraut vor. Hier hat sich auch nichts verändert, außer dass man heute in der Westbahn mit dem Laptop inkl. Wlan sitzen kann und schreiben kann:-) Und ich? Nicht hat sich bei mir geändert.

Nein, ich fahre nicht in den Urlaub oder bin jetzt auch ein digitaler Nomade, auch wenn das Gefühl grade eben echt toll ist. So stell´ ich mir das irgendwie vor. Während dem Reisen an seinem Blog oder Buch weiter arbeiten, endlich wieder einmal MEINE eigene Zeit nutzen können, ohne meine eigene Freiheit einer von der Matrix gebildeten Welt zu opfern. Aber in 2 Stunden hat diese Freiheit auch wieder ein Ende, denn ich bin heute nicht privat, gebündelt mit Freiheit unterwegs nach Wien… die Arbeit schickt mich nach Wien um an einem Kurs teil zu nehmen.

Sicherlich wird der Tag heute eher stressfreier für mich, auch wenn ich seit 05 Uhr bereits auf den Beinen bin, die halbe Nacht wieder kaum geschlafen habe und mir dabei wieder übel wird, wenn ich am Morgen denke.

„GENIEßE DAS HIER UND JETZT UND DENKE NICHT AN MORGEN“

Seitdem ich denken kann, mache ich mir immer Gedanken um morgen, die nächsten Tage oder was kommen wird. Ich war nie jemand, der nur für das Heute lebte. Beneidenswert, einfach nur dahin leben zu können und das zu tun wonach einem gerade ist. Vorausschauend zu denken ist sicher oft von Vorteil, verringert aber seine eigene Spontanität.

Arbeite um dir etwas leisten zu können, schlafe um wieder fit für den nächsten Arbeitstag sein zu können, lebe um für andere deren Träume verwirklichen zu können.

Ich sitze im Zug und muss mich für einen Beruf weiterbilden, in dem ich auch nur irgendwie reingerutscht bin. Ich weiß heute gar nicht mehr, ob es das wirklich ist was ich machen wollte. Vielleicht wusste ich das nie und vielleicht werde ich das nie wirklich wissen.

Was ich aber weiß, dass ich wieder mehr Zeit mit meiner Familie und mehr vom meinem Leben haben möchte und ich hoffe mein Zug ist noch nicht abgefahren. Ich hoffe, ich finde noch den richtigen Bahnsteig, um in den Zug einzusteigen der mich dorthin bringt, wo ich meine Augen schließen kann, durchatme und die lang vermisste Emotion vom FREISEIN wieder fühle.

HINGENOMMEN UND DOCH EIN SCHLAG ZURÜCK

Der Schulungstag war soweit eigentlich ganz gut und doch angenehmer als erwartet. Einerseits denke ich mir, dass ich froh sein kann heutzutage einen Job zu haben, der auch noch gut bezahlt ist. Ich fühlte mich ernst genommen und hatte kurz wieder einen Ansporn weiter zu machen, bis ich in den zwölften Stock zitiert wurde. Und hier kommt nun das Andererseits. Ich muss es also auch hinnehmen können, für meinen guten Job auch des Öfteren einen auf den Deckel zu bekommen, wenn gewisse Zeiten nicht eingehalten werden.

Zeiten die alleine nicht zu bewältigen sind, aber der Druck steigt, und diese Unmenschlichkeit wird solang hingenommen, bis man die Person austauscht oder sich austauschen lässt. So kommt es mir vor. Es gibt Konzerne aus Asien, wo es kein Arbeitsrecht gibt, wo diverse Dinge einfach vorausgesetzt werden und der arbeitende Mensch nur noch als Roboter fungiert, der wie als ein Ersatzteil ganz einfach ausgetauscht werden kann. Gerade im IT Bereich geht so etwas sehr schnell. Immer mehr wird dies aber auch bei uns umgemünzt, und darf nur noch funktionieren. Krankenstand oder gar Burnout sind ein absolutes NOGO!

Und genau das macht einen kaputt, bringt einen nicht weiter. Entweder man erkennt dies frühzeitig, oder man bleibt in diesem Strudel hängen und wartet bis zur Rente. Denn in unserer Matrix-Welt wird einem das so vorgelebt.

Oder man erkennt es, bevor es einen kaputt macht und versucht Dinge in seinem Leben zu ändern. Nur wohin und in welche Richtung soll man gehen? Egal, denn alleine es zu erkennen, dass es Zeit ist etwas für sich zu ändern, ist bereits der erste und richtige Schritt.

Ich erkenne es nun. Es ist wie etwas falsch eingelerntes. Etwas im Leben umzulernen ist meist schwieriger, als es gleich von Beginn an richtig zu machen.

Mein Name ist Enrico Medici… und ich will FREISEIN!

hier schreibt Enrico  wegzerrung.blogspot.co.at

Brigitte Berchtold

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