Beziehungsweise

Der Charakter eines Menschen lässt sich leicht daran erkennen, wie er mit Leuten umgeht, die nichts für ihn tun können. Oder wie Goethe fragt: „Wie behandelst du denjenigen, von dem du weder Vorteile noch Nutzen hast?“

Gibt es sie also, die berechnende Freundlichkeit und schwingt sie womöglich im Hintergrund oftmals mit, wenn es darum geht sich mit Menschen auseinander zu setzen, zu unterhalten, Fragen und Bitten an unsere Mitmenschen zu stellen?

Werden wir nicht bereits als Kind ausgestattet mit folgender Verhaltensregel: „Lehrern und Vorgesetzen sollte man stets überfreundlich gegenüber treten, sie sitzen am längeren Hebel!“ Und erwartet es derjenige, der am längeren Hebel sitzt nicht geradezu, dass man ihm nach dem Mund redet und ihm entsprechende Bitten abschmeichelt, damit er wiederum seine erhabene Position ausleben und genießen kann?

Ist das das Spiel, das wir alle miteinander spielen und sollten die passenden Regeln dafür beachtet werden, damit man auf der Gewinnerseite steht? Und aus diesem Spiel, das wir innerhalb unserer Beziehung mit unseren Mitmenschen spielen, hat sich wohl auch eine weitere Grundregel entwickelt: Es gibt immer zwei Antworten – eine, die sich gut anhört – und eine tatsächliche.

Aktive Realitätssteuerung

Nun geht ja gerade ein Ruck durch die Gesellschaft, sämtliche Lebensbereiche werden gerade untersucht, auf den Prüfstand gestellt. Manchmal sehr wissenschaftlich, manchmal unter Berücksichtigung der Herzlogik und der Seele – geht es dabei um diesen Bewusstseinswandel, der u.a. unsere zwischenmenschlichen Beziehungen beleuchtet und der aus meiner Sicht, schon sehr lange überfällig ist? Und liegt es, diesen Bewusstseinswandel durchzuführen, nicht irgendwie an jedem Einzelnen von uns – denn eins ist klar, wer die Welt verändern will, muss bei sich anfangen.

Tragen wir also Wünsche in uns, wie sich die Welt uns präsentieren soll, dann gilt der Spruch:

„Der Unterschied zwischen dem, was du bist und dem was du sein möchtest, liegt in dem, was du tust.“

Ist jemand dabei, nach Lösungen Ausschau zu halten, oder ist er noch damit beschäftigt sich in seinen Problemen zu suhlen – nie war diese Frage entscheidender als zu dieser Zeit, denn nur wenn sich jeder diese Frage bereit ist zu stellen und ehrlich zu beantworten, wird er die Möglichkeit haben, die Welt, seine Welt zu verändern. Man könnte es auch aktive Realitätssteuerung bezeichnen.

Das Hamsterrad

Ein sehr beliebter Spielplatz für „Beziehungsprobleme“ ist der Arbeitsplatz. Es geht damit los, dass sich derzeit mehr Menschen als zu jeder Zeit sonst, die Sinnfrage stellen, bezugnehmend auf ihren Arbeitsplatz und auch im Bezug auf die Gesinnung ihrer Brötchengeber. Kursieren doch schon seit Jahren hunderte von Büchern und Artikel (übrigens auch mehr als zu jeder Zeit sonst), wie man ein zufriedenes, glückliches Leben außerhalb des künstlich gesteuerten Hamsterrades führen kann und sollte, um sein Seelenheil zu finden. Das inspiriert natürlich uns Menschen auch im eigenen Leben ein Resümee zu ziehen und gerade dann, wenn man diesem Hamsterrad nun schon ein paar Jahrzehnte dient und merkt, dass die Schlinge immer enger und das Arbeitsklima immer schroffer wird, hat so manch einer dringenden Veränderungsbedarf.

Das ist auch exakt der Zeitpunkt, wo es sinnvoll ist dem sogenannten Burnout zu Leibe zu rücken. Das Wort Stressbewältigung verliert dann seine Wuchtigkeit und man kann die äußeren Umstände einfach und leicht für mehr Lebensqualität verändern.

Doch zuerst, bevor man auf seine eigenen Umstände und den Rest der Welt schimpft, sollte man sich dem beruflichen Zwist aktiv stellen. Kommen Sie mit Ihren Kollegen und Chefs ins Reine, dann schaffen Sie es auch mit sich! Man muss grundsätzlich davon ausgehen, dass die Beziehungen, die man mit seinen Mitmenschen, egal in welchen Bereichen, unterhält, für einen selbst als Spiegel dienen. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, die dieser Bewusstseinswandel uns bringt und der eigentliche Kern der Lösung – denn nach denen suchen Sie doch, oder?

Gedanken und Verhalten

Wichtig zu wissen ist, dass die Kraft der Gedanken der eine Teil und die Kraft der Verhaltensänderung der andere Teil ist.

Hat man also z.B. diese Gesetzmäßigkeit der Spiegelmethode am Wochenende in einem Buch gelesen und sie einigermaßen verinnerlicht, oder sich damit auf einem Workshop auseinandergesetzt, so sollte man davon absehen, die Umtriebe des unbelehrbaren Kollegen am Montagvormittag bereits wieder bei facebook zu posten. Das ist kontraproduktiv für den Veränderungswunsch!

„Der Unterschied zwischen dem, was du bist und dem was du sein möchtest, liegt in dem, was du tust.“

„Das ist eine kleine Geschichte von 4 Kollegen, namens Jeder, JemandIrgendjemand und Niemand. Es ging darum eine wichtige Arbeit zu erledigen und Jeder war sicher, dass sich Jemand darum kümmert. Irgendjemand hätte es tun können, aber Niemand tat es.

Jemand wurde wütend, weil es Jeder´s Arbeit war. Jeder dachte Irgendjemand könnte es machen, aber Niemandwusste, dass Jeder es nicht tun würde.

Schließlich beschuldigte Jeder Jemand, weil Niemand tat, was Irgendjemand hätte tun können.“

Brigitte Berchtold

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